
Telebasel 2022
Der Telebasel News-Beitrag vom 14. Juli 2022
Erstaustrahlung am 13. Juli 2022, 17.53 Uhr
und "best of summer 2022" am 20. August 2022, 19.15 Uhr
Der Mann mit den tausend dornigen Freunden

mit Autor Michel Schultheiss am Drehtag 13.07.2022
Rolli Stuber aus Basel hegt seit vielen Jahren eine Leidenschaft für Kakteen.
In seinem Gewächshaus kultiviert er viele spezielle Arten.
Wie viele Kakteen es insgesamt sind, weiss er nicht genau. Es ist womöglich eine vierstellige Zahl in den beiden Gärten.
Wohl aber weiss Rolli Stuber, welches sein ältester Kaktus im Gewächshaus ist. Er hat ihn 1982 vom mittlerweile verstorbenen
Gärtner Hans Hägler erworben. Seither trägt die Pflanze auch dessen Namen. «Hans Hägler ist eine Ahnenpflanze von mir. Hier
steht das Geburtsdatum und Sterbedatum darauf», sagt Rolli Stuber
Coiffeurtermin mit Zahnbürste
Liebevoll kümmert er sich um die stacheligen und pelzigen Wesen. Für Letztere spielt er gar Coiffeur. Mit einer Zahnbürste
kämmt er den Flaum. Das habe rein ästhetische Gründe, wie er erklärt. Schon als Bub packte Rolli Stuber die Leidenschaft für
Kakteen. Während 17 Jahren amtete er als Präsident der Kakteenfreunde Basel. Regelmässig hält er Vorträge und gibt anderen
Tipps zur Kultivierung dieser Pflanzen. Der gelernte Krankenpfleger hat aber generell ein Faible für die Flora und Fauna.
Er unternahm etwa Exkursionen in die USA, Mexiko und die Anden, um seltene Kakteenarten aufzuspüren. «In den furchtbarsten Täler,
wo niemand hinfahren würde, suchten wir nach Kakteen, haben aber keinen einzigen Kaktus mitgenommen. Das sollte man nicht machen, das ist
verboten. Man kann hier genug Samen kaufen», sagt Rolli Stuber
Die Erschaffung einer Kaktus-Chimäre
Er empfiehlt auch, die Trockengebietsbewohner nicht zu überwässern. Diesen Fehler habe er als blutiger Anfänger einst gemacht,
der Kaktus ersoff. Er empfiehlt, nur selten zu giessen, dann aber richtig. Und dann wieder gut zwei Wochen zu warten. Generell
brauche es bei diesem Hobby eines: Viel Geduld. Diese scheinen aber nicht alle Kakteenbesitzer zu haben. Immer wieder landen «Findelkinder»
vor Rolli Stubers Haustür. Wenn etwa jemand seinen Kaktus loswerden will. Diese Entsorgung sei oft ein Ärgernis, manchmal aber auch
erfreulich. Dann etwa, wenn überraschenderweise spezielle Exemplare bei ihm landen.
Rolli Stuber sammelt und kultiviert aber nicht nur Bestehendes, sondern experimentiert auch. So ist es möglich, eine Spezies auf eine
andere zu pfropfen. Das ergibt dann lustige Chimären. Ein Beispiel: Rolli Stuber nimmt den Trieb eines Weihnachtskaktus. Dann kommt eine
andere Art ins Spiel, die zur Familie der Königin der Nacht gehört. Deren Stiel wird eingeschnitten und der Trieb dort eingeklemmt.
Ein Dorn einer stacheligen Kaktusart fixiert diesen Hybrid, bis sie zusammenwachsen.

Radiostudio SRF1 2018
Sendung Treffpunkt - Kakteenfieber
27. April 2018 von 10-11 Uhr
Mein Kaktusfieber brachte mich bis in Bill Gates Nachbarsgarten

mit Moderatorin Christina Lang
Sie sind stachelig, piksen und manche sind nur so klein, wie ein Daumennagel. Kakteen können aber so faszinierend sein,
dass man für sie bis ans andere Ende der Welt reist. In der Sendung «Treffpunkt» stossen wir auf genau
einen solchen Kakteen-Globetrotter.
Meine 2. Zahnbürste um meinen Kaktus zu frisieren.
Rolli Stuber aus Basel trifft man oft auf allen Vieren an, auf der Suche nach einer seltenen Kakteenart.
Mit dem Kakteenfieber wurde er schon früh angesteckt. «Als kleiner Knirps erbettelte ich mir im Blumenladen
meinen ersten kleinen Kaktus». Obwohl er damals diesem Kaktus viel zu viel Wasser gab und dieser einging,
hörte er nicht mehr auf diese Pflanzen zu sammeln. «Für mich ist es das Grösste, wenn ich einen Kaktus zum Blühen bringe».
Noch heute bereist der Basler für seine Kakteen die Welt, diskutiert mit Gleichgesinnten im Kakteenverein oder
Internet oder er hält Vorträge über die vielen stacheligen Kakteenarten. Dank ihnen erlebte er schon die spannendsten
Begegnungen. «Wegen den Kakteen war ich schon beim Nachbarn von Bill Gates eingeladen oder traf mich mit dem Finanzminister von Monaco».
Das Expeditions- und Sammelfieber im 19. Jahrhundert sorgte dafür, dass viele Kakteenarten nach Europa
kamen und sie auch erforscht wurden. Allerdings war dies auch ein teures Vergnügen. «Es gibt eine Kaktussorte,
die wertvoller war als Gold» erzählt Rolli Stuber.
Sendung anhören
Moderation: Christina Lang, Redaktion: Sirio Flückiger, Text und Bilder: Radio Studio SRF1
